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Pauline Jaricot

Pauline Jaricot (1799-1862)


Pauline Marie Jaricot (1799-1862) wird für viele eine Unbekannte sein. Dabei entfalten die sozialen Impulse und Initiativen der tief gläubigen Französin bis heute nachhaltige Wirkung. Für die Evangelisierung ist die visionäre Vorreiterin der Päpstlichen Missionswerke eine wichtige Persönlichkeit. Am 22. Mai 2022 wurde sie seliggesprochen.
Pauline Jaricot im Gespräch mit ihrem Bruder Philéas; Illustration: Simon Schwartz

© Illustration: Simon Schwartz

Pauline Jaricot entwickelte vor 200 Jahren die geniale Idee eines Netzwerks von Laien und initiierte daraufhin den "Allgemeinen Verein zur Verbreitung des Glaubens" sowie die Rosenkranzgemeinschaft mit dem Ziel, für die junge Kirche „in der Mission“ zu beten und zu spenden. Aus dieser damals innovativen Form der Spiritualität, die das Verbindende sowohl im Gebet wie im konkreten Handeln in den Mittelpunkt stellt, entwickelten sich 100 Jahre später die Päpstlichen Missionswerke, darunter auch missio.

Im Dienste der Armen und der Mission

Geboren wurde Pauline Jaricot in ein wohlhabendes Elternhaus in Lyon. Ihr Vater war Seidenfabrikant, ihre Mutter verlor sie früh. Bewegt von einer Predigt, begann sie im Alter von 17 Jahren, ihr Geld für Kranke und Notleidende zu spenden. Über ihren Bruder Phileas erfuhr sie von der kritischen Situation der Auslandsmissionen und der Armut der Menschen in Asien. Um Hilfe gebeten, entstand ihre Idee der Laienbewegung für Missionsarbeit, die schließlich am 3. Mai 1822 in die Gründung des "Vereins für die Verbreitung des Glaubens" mündete: Mitglieder verpflichteten sich, täglich ein Gebet zu verrichten und wöchentlich einen Geldbetrag zu geben. Bald verbreitete sich der Gedanke über Frankreich hinaus.

Im Zuge von Arbeiteraufständen ab dem 1830er-Jahren reift in Pauline Jaricot der Wunsch, eine nach christlichen Werten geführte Fabrik zu gründen: Die Arbeiter sollen besser entlohnt werden und versichert sein. 1845 beginnt sie mit der Umsetzung, gerät dabei allerdings an zwielichtige Geschäftsleute, denen sie die Leitung überträgt. Das damals revolutionäre Vorhaben endet im Bankrott, Pauline Jaricot verliert ihr gesamtes Vermögen und fristet ihr weiteres Leben in Armut. 

Pauline-Jaricot-Preis

missio München hat zum Sonntag der Weltmission am 23. Oktober 2022 im Ingolstädter Münster erstmalig den PAULINE-JARICOT-Preis vergeben: an Winnie Mutevu von HAART Kenya, die Opfer von Menschenhandel unterstützt und Aufklärungsarbeit leistet. Mit dem Preis wird künftig jeweils eine Frau ausgezeichnet, die durch ihren herausragenden Einsatz Hoffnungsträgerin für andere ist – visionär und innovativ wie Pauline Jaricot.

Aus gegebenem Anlass veranschaulichen wir das Leben von Pauline Jaricot in Form einer Graphic Novel und nehmen Sie mit ins 19. Jahrhundert – eine Zeit voller Umbrüche und spannender Entwicklungen. Zur Einordnung ihrer Verdienste haben wir 3 Fragen an missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber, den ehemaligen Archiv- und Bibliotheksdirektor Dr. Peter Pfister und Schwester Susanne Schneider, gestellt, die als Bildungsreferentin bei missio München insbesondere zu den Schwerpunkten Frauenseelsorge und weltkirchliche Spiritualität arbeitet. Für die innere Einkehr zu Hause finden Sie Inspiration in unserer Maiandacht sowie Gottesdienstbausteine als liturgische Hilfe. Kindern und Jugendlichen, Schülerinnen und Schülern stellen wir Pauline Jaricot als Heldin auf Augenhöhe vor: Einmal in einem Bilder-Domino und in verschiedenen Unterrichtsmaterialien

Außerdem finden Sie in unserem Shop die Biographie von Pauline Jaricot und natürlich verschiedene Veranstaltungen in unserem Bildungsprogramm, das laufend erweitert wird.

Seligsprechung von Pauline Jaricot:
Das Feuer brennt weiter

Applaus brandete am Ende des feierlichen Gottesdienstes auf. Applaus von 11 000 Menschen, die an diesem Sonntag (22. Mai) in die große Messehalle der Eurexpo im französischen Lyon gepilgert waren, um an etwas ganz Besonderem teilzuhaben: der Seligsprechung von Pauline Jaricot. Derjenigen Frau, die vor 200 Jahren lebte und aus deren Vision und Tatkraft einmal die päpstlichen Missionswerke weltweit hervorgehen sollten.

Wer war Pauline Jaricot?

"Pauline Jaricot" – ein Leben in Bildern

Text: missio München, Illustration: Simon Schwartz

Material zu Pauline Jaricot

Um Pauline Jaricot, die „Mutter aller Missionswerke“, als visionäre, tatkräftige und gleichzeitig spirituelle Person sowie als Vorbild für uns heute vorzustellen, sind anlässlich ihrer Seligsprechung verschiedene Materialien entstanden, u. a. eine Graphic Novel, ein Bilder-Domino für Kinder sowie eine Maiandacht für zuhause. Alle Materialien können Sie kostenfrei herunterladen oder als Printprodukte, auch in größerer Stückzahl, im missio-Shop bestellen.


  • Monsignore Wolfgang Huber

    Monsignore Wolfgang Huber

    1. Was spricht Sie persönlich besonders an der Person Pauline Jaricot, ihrem Leben und Werk an?
    2. Was bedeutet die Seligsprechung der Gründerin Pauline Jaricot für missio?
    3. Wie wird Pauline Jaricot missio in diesem Jahr und vielleicht auch in Zukunft begleiten?
  • Dr. Peter Pfister

    Dr. Peter Pfister

    1. Im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche Missionsvereine. Welche Rolle spielten Pauline Jaricot und ihre Idee?
    2. Wie ist die Verbindung von Pauline Jaricot zum Ludwig-Missionsverein?
    3. Wie hat sich die Vorstellung von Mission zur Zeit von Pauline Jaricot bis heute weiterentwickelt?
  • Sr. Susanne Schneider

    Sr. Susanne Schneider

    1. Inwiefern kann Pauline Jaricot in ihrem Engagement für uns heute Vorbild sein?
    2. Inwiefern spielte der Umstand, dass sie eine Frau war, eine Rolle für ihren Erfolg und vielleicht auch dafür, dass man ihr die Leitung des „Werks der Glaubensverbreitung“ ab einem gewissen Punkt entzogen?
    3. Das Missionsverständnis hat sich seit der Zeit von Pauline Jaricot gewandelt. Gibt es trotzdem Aspekte, die Bestand haben?

    Webdossier "Wozu Mission?"

    Geschichts-Bilder

    Porträt von Simon Schwartz – Illustrator der Graphic Novel zu Pauline Jaricot

    Die Arbeit an dem Comic zu Pauline Jaricot reiht sich für den Illustrator Simon Schwartz stimmig in seine übrigen Arbeiten ein: Der historische Kontext des 19. Jahrhunderts ist ihm vertraut. Ästhetisch orientiert er sich gerne an den Bilderbögen der damaligen Zeit, einer Vorform des heutigen Comics. Die stark verdichtete Darstellung ähnelt der seiner Reihe „Vita Obscura“ oder der Buchveröffentlichung „Das Parlament“, die aus der gleichnamigen Ausstellung im Bundestag hervorgegangen ist. Inhaltlich zeigt die Graphic Novel über das Leben von Pauline Jaricot eine Facette des 19. Jahrhunderts, die ein inspirierendes Licht auf die Jetzt-Zeit wirft. Ein Geschichts-Bild mit Mehrwert.

    Etwas anderes als Illustrator zu werden, hätte sich Simon Schwartz nicht vorstellen können. „Der Reiz besteht für mich darin, allein eine ganze Welt schaffen zu können. Dabei hat die Zeichnung etwas ganz Unmittelbares. Sie ist wie ein Originalmanuskript. Im Vergleich dazu gibt es bei einem Roman eine viel größere Distanz zwischen Leser und Autor.“ Auch die Darstellung der Zeit ist eine ganz andere: Während man einen Roman von links oben nach rechts unten liest, gibt es im Comic eine stärkere Gleichzeitigkeit, weil die Bilder der gesamten Seite immer präsent sind. „Außerdem kann der Leser – anders als beim Film – selbst das Tempo bestimmen und vor- oder zurückspringen“, zeigt er eine weitere Besonderheit dieser Erzählform auf.

    Thematisch interessieren den gebürtigen Erfurter, der nach der Flucht aus der ehemaligen DDR mit seinen Eltern in West-Berlin aufwuchs, historische Stoffe. Seine Abschlussarbeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg, wo er von 2004 bis 2009 Illustration bei Anke Feuchtenberger studiert hat, widmet sich diesem Teil der Familiengeschichte. „Drüben!“ ist mittlerweile Schullektüre und wurde wie auch seine folgenden Bücher im Berliner Avant Verlag veröffentlicht, der sich auf Comics und Graphic Novels überwiegend europäischer Künstler spezialisiert hat.

    Schwartz‘ Begeisterung für die Erzählform des Comic rührt unter anderem von einer prägenden Zeitschrift seiner Kindheit: Die Mosaik-Comics von Hannes Hegen erschienen zwar schon Mitte der fünfziger Jahre, waren aber in den 1980er und -90er-Jahren Kult und zählen heute zu den ältesten und auflagenstärksten Comics deutscher Produktion. „Ich fand die Erzählungen sowohl grafisch als auch erzählerisch einfach toll“, erinnert sich der in Hamburg lebende Zeichner. Sein Arbeitsethos ist stark von Anke Feuchtenberger, seiner Professorin an der HAW Hamburg, geprägt. Kreatives Chaos? Nein danke! Der Comicautor, der mit Vorliebe klassische Herrenmode trägt, hat seinen Arbeitsplatz gerne aufgeräumt.

    Wohl umso wichtiger, wenn man wie der vielfach ausgezeichnete Schwartz an verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeitet: In der Vergangenheit etwa Einzelausstellungen im Bundestag, Lehraufträge für Illustration in Hamburg, regelmäßige Veröffentlichung von Kurzcomics und Illustrationen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sowie weiteren Zeitungen und Magazinen. Mit Aufträgen wie diesen ermöglicht er sich die oft zeitintensive Arbeit an eigenen Buchprojekten mit teils umfassenden Recherchen.

    Die Themen kommen in der Regel zu ihm. „Meine Antennen sind immer auf Empfang und ich sammele seit geraumer Zeit ungewöhnliche Lebensläufe aus verschiedenen Jahrhunderten“, so der 39-Jährige. „Dabei geht es mir nicht so sehr um die die einzelne Person und die Beweggründe für ihr Handeln, sondern um ,Geschichts-Bilder‘. Individuelle Geschichten lassen uns die große Geschichte besser verstehen. Ein tieferes Verständnis der Geschichte wird erst durch das Wissen um ihre Facetten ermöglicht.“ Dabei ist es der Mehrwert für die Gegenwart die eine historische Begebenheit in den Augen von Simon Schwartz erst erzählenswert macht. Bei seinen Vorarbeiten zu „IKON“ etwa, einer Graphic Novel, die sich anhand einer wahren Begebenheit aus dem Umfeld der russischen Zarentochter Anastasia damit beschäftigt, wie wir Personen überhöhen, stellte er fest, dass es im Grunde genommen um ,Fakenews‘ geht. Hochaktuell – nicht zuletzt in Kriegszeiten.

    BETTINE KUHNERT

    Mehr dazu:
    https://simon-schwartz.com

    Comicautor und Illustrator Simon Schwartz, 39.
    Foto: Daniel Feistenauer

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