Klimaschützer:innen Friday

Greta Thunberg und Fridays for Future haben hierzulande dem Klimaprotest der Jugend einen enormen Schub gegeben. Doch wie sieht es aus in den Ländern des Globalen Südens, die besonders vom Klimawandel betroffen sind? Auf welche Weise engagieren sich junge Menschen dort für Klimagerechtigkeit und gegen Umweltverschmutzung? Von Sandra Tjong

Ihr Auftritt beim Wirtschaftsforum in Davos im Jahr 2020 machte Vanessa Nakate weltbekannt. Allerdings nicht, weil sie eine von fünf eingeladenen Klimaaktivistinnen war, sondern weil die Nachrichtenagentur AP die junge Frau aus Uganda aus dem weltweit verbreiteten Foto herausgeschnitten hatte. Übrig blieben vier Weiße, darunter Greta Thunberg und Luisa Neubauer. Geschadet hat es dem Anliegen von Vanessa Nakate nicht, ihre Stimme wird  spätestens seitdem auch im Globalen Norden gehört. Allerdings unterstreicht der Vorfall ein im Westen noch immer geläufiges Bild: dass Umwelt- und Klimaschutz vor allem von Weißen vorangetrieben wird.

Dabei ist das Engagement in den Ländern des Globalen Südens äußerst lebendig und vielfältig. Es bestehen zahlreiche Umwelt- und Klimaschutzinitiativen, die auf lokaler, regionaler und (inter-)nationaler Ebene tätig sind. Angefangen bei Müllsammelaktionen und dem Pflanzen von Bäumen über den Einsatz für den Schutz indigener Bevölkerungsgruppen, Workshops zu Umweltschutz und Klimawandel bis hin zur Entwicklung kreativer Lösungen, um Wasser zu sparen und Müll zu vermeiden.

Engagiert und jung: Umwelt- und Klimaschützer aus Asien und Afrika

Auftrieb durch Greta Thunberg 

Für Aufbruchstimmung unter jugendlichen Aktivistinnen und Aktivisten sorgten Greta Thunberg und ihr Schulstreik auch in afrikanischen und asiatischen Ländern. Binnen weniger Monate bildeten sich Hunderte von  Ortsgruppen, die sich untereinander vernetzt haben. Im Unterschied zu westlichen Ländern entwickelte sich daraus allerdings kein sichtbares Massenphänomen: Während zum Höhepunkt der Klimaproteste im September 2019 in Deutschland und Italien nach Veranstalterangaben jeweils mehr als eine Million Menschen auf die Straße gingen, waren es in Indien laut Erhebung von Fridays for Future rund 70 000 Menschen, auf den Philippinen 6250, in Südafrika knapp 11000 und in Kenia 1 730. Danach folgte die Corona-Pandemie, die die Bewegung weltweit gedämpft hat.

Bei Betrachtung der Zahlen sind allerdings die Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: Man muss es sich leisten können, sich mit Themen wie Klimaschutz auseinanderzusetzen, zu mobilisieren und zu streiken. „Bezeichnend für die meisten Jugendlichen im Globalen Süden ist, sich durch prekäre Lebensumstände zu schlagen“, gibt Sisilia Nurmala Dewi, Indonesien-Leiterin der weltweit agierenden Klimaprotest-Organisation 350.org zu bedenken. Sie verweist dabei auf erhöhte Armut, Arbeitslosigkeit, Wettbewerbsdruck, Ungleichheit und Kriminalität.

Kritik an Regierung kann gefährlich sein

Seine Erfahrungen von den Philippinen schildert Danny Pilario, Vinzentinerpater und Universitätsprofessor: „Anders als im Westen sind die jungen Leute hier mit ihrem Studium beschäftigt, müssen mit knappen Mitteln auskommen. Es braucht außerdem mehr Bewusstseinsbildung, wie dringlich die Klimafragen sind“, sagt Danny Pilario, der sich im Großraum Manila für benachteiligte Menschen einsetzt. Die Thematik werde vor allem in Akademikerkreisen und von NGOs vorangetrieben.

Dazu kommt: Viele Staaten im Globalen Süden werden autoritär geführt oder befinden sich im Umbruch. Wird Klimaprotest als Kritik an der Regierung ausgelegt oder steht er wirtschaftlichen Großprojekten im Weg, begeben sich Streikende in Gefahr. Auch Fridays for Future Indien bekam schon den repressiven Arm der Regierung zu spüren: Aktivistin Disha Ravi wurde 2021 vorübergehend inhaftiert, nachdem ein Dokument zur Unterstützung von Bauernprotesten, an dem sie mitgearbeitet hatte, von Greta Thunberg geteilt worden war.

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