Rückblick auf den Weltmissionsmonat 2018 mit Schwerpunktland Äthiopien:

Das Plakatmotiv zum Weltmissionssonntag 2018 zeigt junge Katholikinnen im Bergdorf Agaro-Bush in der Region Kaffa am „Fest Gottes des Vaters“, das katholische und orthodoxe Christen in Äthiopien am 7. April feiern. Nach dem Festgottesdienst umrunden die Gläubigen in einer Prozession dreimal die Kirche und führen dabei eine Darstellung der Bundeslade mit sich. Die Region im Vikariat Jimma-Bonga wird von der Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu betreut, die ein Haus in Wush-Wush unterhält. Die Schwestern sind in der Familienpastoral tätig. Sie arbeiten besonders mit Familien, die in sehr ärmlichen Verhältnissen leben.
Die Kulturnation Äthiopien ist bekannt für ihr urchristliches Erbe. Anfang des 4. Jahrhunderts verbreitete sich das Christentum in Äthiopien. Das äthiopisch-orthodoxe Christentum ist die historisch bedeutsamste Religion des Landes. Heute sind rund 60 Prozent der Bevölkerung Christen, davon die Mehrheit mit 43,5 Prozent orthodox, 18,6 Prozent protestantisch (vor allem in protestantischen Freikirchen) und nur 0,7 Prozent katholisch. 33,9 Prozent der Menschen sind Muslime, 2,6 Prozent gehören traditionellen Religionen an, etwa 0,6 Prozent sind ohne Bekenntnis.
"Gott ist uns Zuflucht und Stärke" (Ps 46) lautet das Leitwort des diesjährigen Monats der Weltmission. Obwohl die katholische Kirche in Äthiopien weniger als ein Prozent der Bevölkerung ausmacht, leistet sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Sie betreibt Schulen, Ausbildungsstätten und Kliniken. Sie engagiert sich im interreligiösen Dialog und hilft Flüchtlingen. Zudem ist sie Anlaufstelle für die Armen und Bedürftigen.
Unsere Gäste aus Äthiopien 2018:
Kardinal Souraphiel
„Äthiopien braucht Einheit und Stabilität, nicht nur für sich selbst und seine Nachbarländer, sondern für ganz Afrika.“
Berhaneyesus Demerew Kardinal Souraphiel (70) ist Erzbischof von Addis Abeba und das Oberhaupt der katholischen Kirche in Äthiopien. Er studierte Theologie am King’s College in London und Soziologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana. 1976 wurde der Vinzentiner zum Priester geweiht und 2015 von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt.
„Wir hoffen, dass es der neuen Regierung gelingt, soziale Themen voranzubringen und das Land wieder zu einen“, sagt er mit Blick auf die jüngsten politischen Entwicklungen. Als Oberhaupt der katholischen Kirche in Äthiopien ist Kardinal Souraphiel darum bemüht, die Menschen in ihrem Glauben zu stärken und ihre Lebenssituation zu verbessern. „Dem Gemeinwohl zu dienen und Menschenrechte zu respektieren muss nun an erster Stelle stehen“, sagt Kardinal Souraphiel.
Obwohl die katholische Kirche in Äthiopien weniger als ein Prozent der Bevölkerung ausmacht, leistet sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag – vor allem im Bereich Bildung –, engagiert sich im interreligiösen Dialog und leistet medizinische Versorgung.
Hintergründe – Äthiopien: Vom Hungerstaat zur aufstrebenden Wirtschaftsnation
Äthiopien ist eines der bevölkerungsreichsten Länder Afrikas. Die Einwohner sind stolz auf den Geschichts- und Kulturreichtum ihrer Heimat und darauf, dass sie nie wirklich kolonialisiert wurden. Lange als Hungerstaat bekannt, gilt das Land heute als eine der aufstrebenden Wirtschaftsnation des Kontinents. Doch außerhalb der Städte leben die meisten Menschen nach wie vor in großer Armut. Sie leiden unter Dürren, Wassermangel und fehlender Arbeit.
Anfang des Jahres kam es vermehrt zu Aufständen unter den Oromo, die mit 35 Millionen Menschen die zahlenmäßig größte Gruppe im Land stellen. Sie protestierten gegen die jahrzehntelange Herrschaft der kleinen Ethnie der Tigray über den Rest des Landes, gegen willkürliche Inhaftierungen und Menschenrechtsverletzungen. Schließlich trat der Premierminister zurück.
Mit der Wahl von Abiy Ahmed Ali ist im April 2018 erstmals seit 27 Jahren ein Oromo Premierminister geworden. Auf ihm ruht die große Hoffnung vieler Äthiopier. Bereits in seinen ersten Wochen ließ er tausende Gefangene frei, ging auf den Erzfeind Eritrea zu und versprach große Reformen. Neben den Oromo sind die Hauptethnien Amhara, Somali, Tigray, Sidama, Gurage, Wolayita und Afar. Etwa 80 weitere Untergruppen mit eigenen Sprachen und rund 200 Dialekten leben in dem ostafrikanischen Land.
Tiefere Einblicke in die Situation vor Ort und die wichtige Arbeit der Kirche gibt unsere Bildergalerie mit Aufnahmen aus den verschiedenen Teilen des Landes:
und die Filme, die der Michaelsbund in Kooperation mit missio München über das diesjährige Beispieland produziert hat. Die gesamte Playlist zum Monat der Weltmission finden Sie unter dem Menü-Symbol links oben:
Materialien zum Weltmissionsmonat 2018 zum Download: